meine Umgebung - Werktags, tagsüber

Einleitend muss ich das Aktuelle einbringen - Corona.

 

Das Virus hat bei mir als Mensch extrem viel verändert und das, obwohl ich niemals von massenhaft Geselligkeit abhängig war oder diese mir stark fehlen würde.

 

Ich habe in meinem Umfeld Bekannte, die vor Corona wie sagt man so schön " mit ihrem Hintern auf 10 Kirtagen gleichzeitig getanzt haben", die während des Lockdowns extrem darunter gelitten hatten. Die jetzt - nachdem der quasi "Normalbetrieb" fast wieder aufgenommen wurde, sich ins volle Gesellschaftsleben stürzen, fast so als gäbe es CoVid19 nicht.

 

Das schaffe ich nicht - ich würde es manchmal gerne, aber es geht nicht. Mir ist dann die jeweilige Sache doch nicht so wichtig als das ich sie unbedingt jetzt während des größeren Risikos der Ansteckung machen müsste. Ein wenig mit Sehnsucht sehe oder höre ich dann die Berichte der "Sich in das Fast-Getümmel-Stürzenden" .

 

Was hat sich noch verändert? Zum Beispiel, dass ich die Arzttermine nehme wie ich sich bekomme ohne noch viel über den Zeitpunkt zu diskutieren. Mir wurde im Sommer mehrmals von Ärzten ganz klar kommuniziert, seit dem Coronaausbruch und den Veränderungen darauf, müsse man die Arzttermine weniger nach den Wunsch der Patient*innen sonder vermehrt nach den Praxismöglichkeiten auslegen. Es sind eh so viele Patient*innen in einteilbarer HO, da sollen die sich nach den Ärzten richten.

 

Bei den ersten Terminen bei unterschiedlichen Fachärzten habe ich noch diskutiert - wie vor Corona halt, bitte einen Termin so zeitig wie möglich am Morgen, oder in den späten Nachmittagsstunden, damit 1 Wegzeit in die Privatzeit fällt. Tja das geht nicht mehr ganz so, sogar bei meinen wöchentlichen Orthopädenterminen war es nur möglich, diese am Morgen zu bekommen, nachdem ich 2x fast schon wie am Bazar gefeilscht habe. Nicht jeder Arbeitgeber sieht es mit Freude, wenn die Mitarbeiterin um 10 Uhr wieder den Arbeitsplatz verlässt - zum Arzt fährt und erst nach 2-2,5 Stunden wiederkommt und das jede Woche.

 

Nun gut - nachdem ich das jetzt einige Male so hatte, konnte ich eine weitere - bzw. DIE Veränderung über die ich überhaupt schreiben möchte, feststellen.

 

Nämlich - ich bin jetzt im 40ten Jahr meines Berufslebens. In dieser Zeit war ich genau 3 Wochen ohne Job. Die meiste Zeit meiner beruflichen Laufbahn war ich Vollzeit beschäftigt. DH ich bin frühmorgens ins Büro und bin am Abend erst wieder raus.

 

Dadurch kenne ich meine Heimatstadt während des Tages nur

entweder am Wochenende

oder im Urlaub, sollte ich diesen daheim verbringen

oder wenn ich mal zu einem beruflichen Termin tagsüber unterwegs war

und jetzt eben durch die Fahrten zu Arztterminen zb. wenn ich dann wieder zurück ins HO fahre.

 

Mir ist das diese Woche am Rückweg nach dem hoffentlich für eine Weile letzten Orthopädentermin so extrem aufgefallen. Es war angenehmer Spätsommermorgen, die Stadt war dabei so langsam in die Gänge zu kommen, die Schüler*innen waren schon in ihren Klassen und weg von der Straße, aber die Geschäfte noch nicht alle offen - viele Beschäftigen haben noch die Auslagen gesäubert, den Gehweg gekehrt.

 

Ein Stimmungsbild das mir besser aus den diversen Urlaubsorten bekannt ist. Wenn man sehr früh unterwegs ist, das Pool noch geputzt wird, die ersten Cafes erst ihre Kaffeemaschinen anwerfen, die Straßen gesäubert werden und die Hektik des Tages noch nicht ausgebrochen ist.

 

Es war ein ganz eigenartiges Gefühl meine vertraute Umgebung in dieser Stimmung zu erleben. Dadurch kam ich ins Grübeln - wie sehr wir doch durch unsere Jobs vieles nicht erleben, manchmal auch vernachlässigen weil die Arbeit so viel Energie frisst und für die Freizeit so wenig übrig lässt. Oder das wir die Freizeit dann mit allen Anderen auf das Wochenende verlegen müssen.

 

Ich weiß nicht ob das Andere auf Dauer erstrebenswert ist, aber es wäre toll könnte man gelegentlich in einer Parallelwelt leben und diese anderen, fremdartigen Eindrücke auch einzusaugen.

 

Vielleicht aber auch spüre ich da etwas, das Andere garnicht wahrnehmen. Es ist nicht ganz so einfach Stimmungen wie diese in Worte zu verpacken die auch verstanden werden. Zumindest fällt es mir nicht so leicht, aber dieses Feeling kam im Laufe vieler Jahre immer wieder mal hoch in mir, war auch schnell weg, nur jetzt mit den veränderten Bedingungen ist es sehr stark geworden.

 

Könnte ich zeichnen würde ich es gerne auch visuell festhalten - die Ruhe die die Menschen zu dieser Stunde ausstrahlen, die Reinheit und Stille die aber auch von Räumen und Gegenständen ausgeht.

 

Mich würde es ja brennend interessieren ob es andere Personen gibt, die es ähnlich spüren???

 

 

 

 

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