Es gibt Zeiten, da wird das Leben schwer. Nicht ein bisschen schwer, nicht „montagsmüde“-schwer, sondern richtig. So, dass man kaum noch aufrecht geht.
Ich habe solche Zeiten erlebt – viele davon. Schon als Kind. Der frühe Verlust meiner Mama, später mein geliebter Opa, der mir Halt gab. Schulwechsel, Umzüge, familiäre Spannungen, partnerschaftliche Brüche. Immer wieder kam etwas Neues dazu, ein weiterer Stein auf dem Weg. Oft habe ich gehadert. Warum ich? Warum läuft es bei anderen leichter?
Der Tod von Hans war dann nicht nur ein weiterer Stein. Es war, als hätte das Leben mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Nichts war mehr da, woran ich mich hätte halten können. Ich war wütend auf alles – auf die Welt, das Schicksal, mich selbst. Und ja, ich habe mich bemitleidet. Lange. Vielleicht zu lange.
Was ich nie von mir geglaubt hätte: Dass ich mich eines Tages wieder aufrichten würde. Nicht schnell. Nicht mit Leichtigkeit. Aber mit Entschlossenheit. Ich habe immer gedacht, ich sei jemand, der den Kürzeren zieht. Jemand, der einfach mehr abkriegt als andere. Jemand, der es eben schwer hat.
Aber in vielen stillen Momenten – in Selbstgesprächen, manchmal bei einem Dialog mit einer klugen Freundin – ist mir langsam etwas klar geworden: Menschen, die ein leichtes Leben führen, wissen oft gar nicht, wie stark oder schwach sie wirklich sind. Sie mussten es nie herausfinden. Sie mussten nie durch Nacht und Nebel marschieren, nie alleine wieder aufstehen.
Ich dagegen musste. Und ich habe es geschafft. Immer wieder. Ich habe mich aus Löchern herausgezogen, von denen ich geglaubt hatte, dass ich nie wieder ans Licht komme. Und das nicht, weil ich so unerschütterlich optimistisch wäre – bin ich nicht. Aber offenbar gibt es in mir doch diese Kraft. Diese leise, zähe, unauffällige Kraft, die nicht laut schreit, aber bleibt.
Es gab Phasen, in denen war alles nur dunkel. Wenn überhaupt, dann gab es noch Graustufen. Kein Licht. Keine Farbe. Aber jetzt – jetzt stehe ich wieder. Noch nicht fest, nicht unverwundbar, aber aufrecht. Und das fühlt sich gut an. Still gut.
Und dann ist da noch etwas, das mir in letzter Zeit bewusst geworden ist: Mein Freundeskreis ist klein. Kein Trubel, kein Kalender voller Termine. Aber diese wenigen Menschen, die an meiner Seite sind – sie sind Gold wert. Sie sind nicht immer präsent, nicht immer sichtbar.
Aber wenn ich nicht mehr kann, wenn das Leben mich wieder in die Knie zwingt, dann sind sie da. Ohne großes Tamtam. Einfach da. Und das ist ein Geschenk, für das ich gerade unendlich dankbar
bin.
"Und manchmal ist Aufstehen leiser als ein Applaus – aber tausendmal stärker.“
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