2020 Jahresrückblick und so

So einen Rückblick macht man ja eigentlich erst ganz am Ende des Jahres und nicht am 25.12.. Aber wie meine Oma schon sagte " was du nicht zwischen Silvester und Weihnachten erledigt hast, dass wird auch zwischen Weihnachten und Neujahr nicht mehr fertig!"

 

Also kann ich auch heute schon meinen Rückblick starten.

 

OMG - was war das für ein Jahr!! Gestartet bin ich ja noch sehr zuversichtlich. War ich doch heuer erstmalig ganz alleine in einer fremden Stadt unterwegs - okay es war jetzt nicht in einem anderen Land oder gar auf einem anderen Kontinent ..... aber Sabine alleine unterwegs :)

 

Ich war so stolz auf mich. Ich bin ja eher der zurückhaltende Typ, anfänglich bei fremden Menschen sehr zurückhaltend, eher nicht nach dem Weg fragend usw. aber ich habe die Popschbacken zusammen gekniffen und habs getan. Eine in Nachhinein wunderbare Erinnerung.

 

Darauffolgend wurde das Jahr schon härter. Der Jahreswechsel und die Monate bis März,April sind ja ansonsten meine arbeitintensivsten Monate (abgesehen vom Dezember höhö). Projektabrechnungen, Bilanzarbeiten, Jahresumstellungen in diversen Programmen usw. usf.  2020 hatte aber für uns Alle noch eine viel größer Herausforderung - CoVid19.

 

Erster harter Lockdown ab 16.3.20 - schnell umstellen auf Home Office, alles organisieren, schauen wie Online-Meetings funktionieren, und ein paar persönliche Probleme wie schlecht bis garnicht funktionierendes EMail-Programm schon vor Corona, Fahrplan für eine Finanzbuchhaltungsprogrammumstellung inkl. bereits fixierten Urlaubssperren bis Ende Juli 2020, Teamkolleginnen die mit Onlinearbeiten sehr schwer zurecht kommen uvm.

 

Im Mai dachte ich - ich schaffe das einfach nicht mehr. Nicht nur das der berufliche Druck noch um einiges zugenommen hatte, auch mein persönlicher Umgang mit der Pandemie. Ich funktionierte sehr gut von daheim aus, aber trotzdem ich ansonsten auch gut tagelang alleine zu Hause zu Recht komme, habe ich gemerkt wie sehr mir der Kontakt zu Anderen fehlte. Am Beginn war es die Angst vor der Krankheit, später der Zorn auf die Mitmenschen, die so lockerflockig weitergemacht haben. Später dann die kam auch die Traurigkeit, weil ich auch mitbekommen habe, es gibt da Freundinnen die mit der Situation ebenfalls schwer zurecht kommen.

 

Aber der fast übermenschliche Arbeitsdruck hat vieles über Wochen und Monate in die Ecke geschoben. Ich habe mich binnen ganz kurzer Zeit in das Thema Kurzarbeit eingelebt - und ich kann berichten, es ist gerade in dieser Ausnahmesituation ein weites und ergiebiges Aufgabenfeld.  Mein Team und ich haben versucht unsere Kolleginnenschaft soweit wie möglich in der KUA zu servicieren - tja mit sehr verhaltenem Dank, aber das ist nun mal so.

 

Ich habe versucht eine Kollegin in ihrem beruflichen Durchhänger zu unterstützen, leider ohne Erfolg. Ich hatte lange Gespräche mit einer externen Expertin, die mir ihr berufliches Leid geklagt hat, die ich versucht habe aufzumuntern. Auch hier hat es kein Happy End gegeben. Sowohl meine Kollegin sowie auch die externe Expertin haben ihre Jobs aufgegeben - weil ihnen die Situation und der Druck über den Kopf gewachsen ist. Weil sie bereits im oder kurz vor einem Burn Out waren.

 

Ich habe Mitmenschen und Kolleg*innen mit Reaktionen erlebt, niemals wollte ich so etwas entdecken. Aber ich habe auch an mir Seiten gesehen, die waren weniger schön - doch sie sind Teil meiner Persönlichkeit. Ich versuche aktuell zu verstehen was da in mir vorging, bzw. bin ich schon seit einigen Wochen aktiv dabei, eine Gelassenheit zu finden die ICH brauche und die ICH will.

 

Ich habe für mich einen Plan B erstellt - ich möchte mich nicht mehr so von aussen steuern lassen. Wir haben das in unserer kleinen Familie besprochen. Seitdem geht es mir deutlich besser und der Satz

 

mein Leben bestimme immer noch ich

 

hat extrem an Bedeutung gewonnen.

 

Ich durfte und musste in diesem Jahr meinem Mann und vielleicht auch ein bisschen dem Rest der Familie in einer ihrer tiefsten Stunden beistehen. Einfach weil ich da bin, weil man mich anrufen kann, weil ich zuhöre und weil ich verstehen möchte.

 

Beruflich habe ich abseits des ganzen Arbeitswahnsinns und der weniger schönen Seiten aber auch 2-3 Kolleg*innen besser kennengelernt, für die es sich lohnt, sie zu unterstützen, weil sie auch unter größtem Druck menschlich, aufrichtig und für Anderen mitdenkend, agiert haben. Dafür bin ich extrem dankbar.

 

Und ich bin zwar nicht gläubig aber ich bedanke mich beim Universum für meinen wunderbaren Mann.

Ohne ihn an meiner Seite wäre dieses Jahr viel schlimmer gewesen.

 

Ich bin dankbar dafür, dass es Menschen gibt die ich mit Worten berühren kann - nicht für die Selbstbestätigung sondern weil das Gefühl des am Herzen berührt werdens so ein extrem Schönes ist.

Das durfte ich heuer auch erleben - von einer Ecke von der ich es NIEMALS erwartet hätte. Wenn ich daran denke kommen mir die Tränen vor Freude und Dankbarkeit.

 

Und ich bin stolz Teil eines Familienverbandes geworden zu sein, der vielleicht von Außen betrachtet, etwas eigenartig anmutet aber in den Stunden der größten Not sehr gut aufeinander aufpasst.

 

Danke dafür

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Kommentare: 1
  • #1

    Karin (Freitag, 25 Dezember 2020 22:31)

    Hallo liebe Sabine, wir "kennen" uns ja ein wenig, wenn auch eigentlich nur indirekt. Dein Bericht hat mir sehr gut gefallen und meinen Eindruck (positiv, wohlgemerkt) von dir bestätigt! Hab eine Gute Zeit!