Freunde und Wegbegleiter*innen

Schon sehr lange vor Corona war mir bewusst, dass ich kein Mensch bin der leicht Freundschaften schließt bzw. diese locker am Leben erhalten kann. Dafür habe ich mich im Laufe meines Lebens zu stark verändert und außerdem fällt es mir sehr schwer im Mainstream mitzuschwimmen.

 

Spannend dabei ist, dass ich das so lange probiert habe, ich wollte immer mittendrin sein, wollte mit der Masse mitlaufen, wollte mich als Teil fühlen - ähnlich denken, ähnliche Vorstellungen haben, ein Leben ähnlich das der Anderen.  - ah ja und am Wichtigsten - das Gefühl dazu zu gehören.

 

Dann kam von ungefähr 20-22 Jahren der Bruch mit meiner Familie und ich hatte auf einmal nicht mal mehr diese Menschen  zu denen ich gehörte. Ganz schlimme Zeit für mich und leider war ich damals auch sehr empfänglich für jegliche Zuneigung, jeglichen Zuspruch den ich bekam. Was mich dann in eine Situation manövriert hatte, aus der ich 1 Dekade nicht rauskam. Die mich dann wirklich vereinsamen hat lassen.

 

Aber ich hatte Glück - ich bin da rausgekommen und ich MUSSTE in dieser Umbruchzeit Andere um Hilfe um Zuspruch fragen, weil ich es alleine nicht geschafft hätte. Und ich hab es gemacht und ich habe Hilfe bekommen. Und sowas wie Freundschaften - ganz spannend wie sich das entwickelt hat. Aus lockeren Bekanntschaften wurden vermeintlich tiefe Freundschaften, aus anderen Bekanntschaften wurden zumindest lockere Freundschaften usw. Doch ich gehe da wohl sobald es sich für mich als richtig anfühlt zu schnell auf Ganze. Bin zu schnell komplett offen und ehrlich und direkt.

 

Erwarte auch sehr viel - eigentlich erwarte ich mir von Freund*innen 100% Rückendeckung, 100% totale Aufrichtigkeit und - wenn ich diese Person als Hauptfreund auserkoren habe - 100% Exklusivität - ja ich weiß, etwas was so nicht immer zutreffen kann. Etwas wofür ich alleinig verantwortlich bin, weil ich etwas voraussetze, dass ich so nicht beeinflußen und einfordern kann, aber es ist halt so. Bzw. nachdem ich mehrmals enttäuscht wurde habe ich begonnen an mir zu arbeiten.

 

Nur es fällt mir halt so schwer nicht ins Volle zu gehen.

Ja ich bin da ein kleines Mädchen am Spielplatz das heult weil die beste Freundin auch mit dem Nachbarmädchen ihre Puppen teilt :)

 

Ich nehme mich dabei eh nicht mehr so ernst und ich entdecke die Fehlannahmen an mir und steuere gegen. Auch ist es mir mittlerweile fast egal, dass ich nicht Teil der Bussi-Bussi-Freundschaftsriege bin, zu der ich mal so gerne gehört hätte. Weil ich am eigenen Leib erlebt habe, wie Bussi-Bussi-Beste-Freundinnen dann bei mir übereinander gesprochen haben! Irgendwann ist es mir dann gedämmert - wenn die das über die Busenfreundin der letzten 30 Jahre macht, macht sie es voraussichtlich bei Anderen über mich.

 

Da kam dann die Phase des Kränkens - des Zornes - der Unverständnis bei mir. Weil ich vor wenigen Jahren in einem ganz tiefen Loch war und Niemand aus der Riege hat sich ernsthaft dafür interessiert. Weil ich trotz der Mühen die es mir macht, mehrmals probiert hatte, doch wieder die Begegnungen anzustupsen. Weil ich lange gebraucht hatte zu verarbeiten, als man mir sehr direkt gesagt hat, bei manchen Treffen wäre es einfach feiner ohne meine Person, weil ich gar so unlocker wäre!!!

 

Uje hat mir das damals weh getan!!!  Uje habe ich lange darunter gelitten, es hat mich verletzt. Weil ich es nicht kommen sah - ich bin von Null auf 100 abgeschaselt worden und habe es davor nicht gemerkt!!

 

Aber ja - es war ein Prozess und er hat mich geformt. Ich habe heute eine liebe Bekannte, ich würde vielleicht Freundin schreiben, aber ich weiß nicht ob es nicht doch nur eine gute Bekanntschaft ist.

An und mit dieser tollen Frau lerne ich - ich lerne die Grenzen einer guten zwischenmenschlichen Beziehung außerhalb meiner Partnerschaft auszuloten, lerne wie ich vielleicht eine gute Freundin werden kann, versuche zu lernen nicht auf andere Freundinnen dieser Person eifersüchtig zu sein und lerne mich langsamer zu öffnen. Ich warte dazwischen einfach ob etwas retour kommt. Das ist meine Taktik.

 

Ja ich bin anders aber ich habe auch gelernt - ich brauche nicht das Heer an Bekannten und Freunden aber einige Wenige brauche ich auch ;) Das habe ich knapp vor Corona erkannt und währenddessen spüre ich es auch.

 

Und eine Freundschaft mit mir ist immer auch eine große Bereicherung für das Gegenüber.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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