11 Wochen mit CoVid19

Wir leben nun seit 11 Wochen mit dem Virus. In Österreich sind wir vergleichsweise glimpflich davon gekommen - noch!  Und trotzdem hat sich so vieles geändert.

 

Mitte März als der LockDown verlautbart wurde, hatte ich am Beginn leichte Panik - wie lange müssen wir uns bevorraten, wie komme ich zu meinen Medikamenten usw.  Nachdem ich ja gerne einige Utensilien auf Vorrat habe, auch ohne Corona, war das Einkaufen für uns nicht wirklich ein Problem, war das Klopapier aus, tja ein paar Rollen habe ich immer noch wo gebunkert. Und wir beide lieben ja Hülsenfrüchte, haben die in Dosenform aber auch getrocknet immer daheim. Also was soll uns passieren war mein Gedanke - Nudeln mag ich eh nicht so ;)

 

Was ich jedoch komplett unterschätzt hatte war Home Office und wie andere Menschen auf die Situation reagieren.

 

Beim HO ist es so - ich war ja über viele Jahre schon, mindestens 1 Tag per Woche im HO, das war mir nichts Fremdes. Und lange daheim im Arbeitszimmer sitzen und arbeiten bzw. studieren liegt ja bei mir als Spätberufene auch nicht weit zurück, aber nur mehr daheim arbeiten und in einer Arbeitsphase stecken die so intensiv ist, das war die Herausforderung.

 

Außerdem habe ich die Aufgabe übertragen bekommen, mich um Corona-Kurzarbeit zu kümmern. Eine spannende Betätigung und sehr proaktiv zu erledigen, weil unsere Regierung in diesen wenigen Wochen, so viele Verordnungen, Erlässe und Gesetzesänderungen rund um das Verhalten und den Regeln betreffend Corona-Krise, herausgegeben hat. Quasi über Nacht wurden die Ansätze für Durchrechnungszeiträume geändert, wurde festgestellt, dass die Art von Auszahlung der Kurzarbeit an die AG ja eine Bereicherung darstellen kann (warum das so lange gedauert hat bis das Jemand gesehen hat, hab ich nicht verstanden). Wurde entdeckt, dass es einen Graubereich gibt, für Diejenigen die mehr als ihre Nettoersatzleistung aber unter 90% arbeiten usw.

 

Also bis Anfang April war ich mit den üblichen Arbeiten, die jedes Jahr anfallen beschäftigt, etwas im Verzug weil ich da aktiv mit vielen Externen zusammenarbeiten muss, die auf ihre Art und Weise von Corona betroffen waren. UA mit Tirol die ja kaum auf ihre Arbeitsplätze durften. Da blieb kaum Zeit um über meine Situation nachzudenken. Gegen Ende April wurde das Thema Kurzarbeit für uns immer konkreter, auch weil Unternehmen die möglicherweise Kredite der Banken benötigen, zuerst nachweisen müssen, was sie nicht alles für die Reduktion der Kosten getan haben. Da gehört wenn man Beschäftigte hat, die Kurzarbeit eben auch dazu.

 

Ich habe in den letzten 10 Wochen so viel gearbeitet, ich habe sehr oft auch einen Samstag oder Sonntag drangehängt, weil ich einfach nicht mehr nachgekommen bin. Und ich hasse nichts so sehr wie wenn Arbeitsaufträge mir ewig nachlaufen. Zu der ganzen Situation kommt leider noch erschwerend dazu, dass wir exakt für den Zeitraum ab Mitte-Ende April auch eine edv- und programmtechnische Umstellung bereits im Herbst geplant hatten. Inkl. Urlaubssperren für mein Team. Aus strategischen Gründen ist das auch sehr wichtig - nur - ich und mein Team wir kommen einfach nicht mehr nach.

 

Dazu kommt leider auch, dass wir Menschen unterschiedlich auf die Krise reagieren. Eine Kollegin war zu Beginn der Beschränkungen auch ein wenig ängstlich und war mit einer Erkrankung 3 Wochen daheim. Die andere Kollegin hat ebenfalls gesundheitliche-psychische Auswirkungen der Veränderungen und ist nicht so belastbar wie sonst - und ich !!

 

Ich weiß, ich halte großen Stress lange aus, aber ich brauche Pausen dazwischen, ich brauche Bewegung und ich brauche Abstand um weitermachen zu können. Und ich werde unter Druck sehr ungeduldig - ich denke ich habe in vielen Belangen eine sehr rasche Auffassungsgabe und gehe oft davon aus - das Gegenüber hat die auch. Ist das dann anders, fällt es mir schwer zu warten. Aber ich versuche mich zurückzuhalten - gänzlich geduldig zu werden, wird mir wohl nicht gelingen. Außerdem leide ich unter Unfairneß - wobei das Leben ist einfach nicht fair - warum eigentlich? Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Was also kann ich Positives bis jetzt aus der Situation nehmen? Nun ich weiß ich bin ein Arbeitstier und ich weiß, wenn man mich mit Arbeit zuschüttet dann auch deswegen, weil ich mich immer wieder soweit selbst zurücknehme, damit alles erledigt wird, aber ich habe auch gesehen, dass das kontraproduktiv für mich sein kann, weil ich keine Grenzen für die Anderen einziehe.

 

Ein freundliches NEIN und dann freundlich hart bleiben, fällt mir schwer. Aber ich habe es geübt, ich musste es jetzt des öfteren üben. Ich habe mir Jemanden gesucht, der mir dabei hilft, der mir auch vorlebt quasi, wie man Dinge  "übersehen"  kann, und damit den Einsatz der Fragenden aktiviert. Eine Aktivierung zum Selberhandeln.

 

So und die private Seite ? Ich hatte während dieser Wochen keine Termine oder Wege die nicht unbedingt notwendig waren. Ich bestelle meine Rezepte online, ich gehe nur einkaufen wenn es notwendig ist. Vieles habe ich online bestellt, und wenn der Preis halbwegs passt kaufe ich wie auch schon davor gerne regional. Was manchmal extrem schwer ist - als Beispiel, ich brauchte eine Druckerpatrone - die kostet  bei einem österreichischen Händler 110, bei den Bösen aus dem Regenwald 75!!!  Also so dick fließt bei mir der Euro-fluß nicht dass ich auf die Schnelle 35 Euro draufzahlen könnte.

 

So und nun die Luxusgüter - ich war seit 11 Wochen nicht im Training und seit 15 Wochen nicht beim Frisör. Heute morgen wurde ich auf die Öffnungen der Fitnesscenter aufmerksam und habe bei meinem nachgesehen - ja ab Samstag offen aber mit Terminen!!! Mein Rücken schreit nach dem Krafttraining also habe ich den ersten Termin der frei war gebucht und für nächste Woche zur nachtschlafener Zeit ebenfalls 2 weitere. Und ich habe einen Frisörtermin ergattert - zwar nicht in meinem Studio, aber ein Termin.

 

Das sind meine ersten Schritte in die geänderte Normalität. Und ein ganz großer Luxus aber der Balsam auf meiner Seele - Hans und ich, wir werden nächste Woche ein Museum besuchen, die Tickets habe ich schon. Ich freue mich so sehr - für mich ist dieser Besuch so ungefähr wie für viele die ersten Restaurantbesuche.  PURER LUXUS

 

Und in 2 Wochen kommt der nächste und schöne Schritt, ein Treffen das ansonsten regelmässig jedes Monat stattfindet. Der After-Work-Walk mit Mona. Im Freien mit Abstand, aber endlich wieder.

 

Sollte es so bleiben wie aktuell, kann ich auch Ende Juni das Wellness-Wochenende mit Rotina antreten. Wir haben uns 2,5 Tage mit Yogabegleitung gebucht. Ein wenig mulmig ist mir bei dem Gedanken schon aber ich muss ja mal langsam wieder unter Menschen.

 

Trotzdem ich in diesen Wochen sehr oft erlebt habe, wie Mitmenschen empathielos und egoistisch "ihr Ding" durchgezogen haben und versuchten aus Anderen so viel wie geht herauszupressen, so sehr habe ich mich über doch einige Situationen gefreut, in denen Mitmenschen einfach geholfen haben, sei es mit Taten oder Worten.

 

Schön langsam verstehe ich den Satz "sich auf das Schöne konzentrieren" ich dachte immer, es bedeutet das Negative ausblenden, aber Nein, es bedeutet dem Guten den höheren Stellenwert zu geben und sich damit ein wenig Sonne ins Herz zu holen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0