Distanz oder nicht ????

Das sind unsere Riesenerbsen Berta.

Was haben die mit Distanz zu tun?

 

Für mich ist das so - ich muss nicht unter Menschen um raus zu können. Ich kann in den Garten fahren, mich mit unserem Gemüse beschäftigen, dem Gras beim wachsen zusehen.

 

Genügt mir das ? Meistens scheinbar schon.

Wie bin ich dabei im Vergleich mit Andren?

Dazu die Geschichte von gestern....

 

Hans und ich hatten zu Beginn von Corona eine Verabredung mit einem ganz lieben Freund der seinen Geburtstag im März feiert. Dazu war noch ein weiterer ehemaliger Kollege von uns eingeladen. Wir 4 kennen uns jetzt über 20 Jahre.

 

Nachdem es im März nicht zu diesem Treffen kam, haben wir es gestern bei einem Abendessen in der City nachgeholt.

 

Um ehrlich zu sein hatte ich ein wenig ein mulmiges Gefühl. Ich war seit den Beschränkungen in keinem Lokal und habe mich außer auf der Straße in keinen geschlossenen Räumen mit Freunden getroffen.

Also gestern Premiere.

Mama und der Bulle im 1.Bezirk Schellinggasse - ein Steaklokal. Mit dem Gedanken an "wie werden die Steaks wohl sein" haben Hans und ich uns abgelenkt. Wir waren ja bereits mehrmals in Steaklokalen und meiden diese mittlerweile, weil wir selten unsere Steaks in der Form und rare gebraten wie wir es ordern, bekommen.  Weil das was uns ansonsten serviert wird, deutlich schlechter ist als wir es zu Hause für uns selbst braten.

 

Das Geburtstagskind war noch nicht da, dafür Thomas unser ehemaliger Arbeitskollege. Im übrigen hatten wir damals in der Firma eine wirklich nette - sehr kollegiale - und amikale Zeit. Hubert das Geburtstagskind, war über Jahre ein Kunde von uns und wurde bald mehr als das. Irgendwie war das damals anders, wir sind zirka im gleichen Alter, wir haben uns auf Messen getroffen, wir haben uns oft auch weit über die Arbeit hinaus über Dinge unterhalten und waren früher schon mal auf ein Feierabendgetränk.

 

Man kann sogar erkennen, dass wir über die Jahre - trotz unterschiedlicher Verläufe in unserem Leben, in einigen Bereichen sehr ähnliche Lebensanschauungen haben. Außerdem - ich schreibe das jetzt mal so salopp hin,  wir waren untereinander immer auch partnerschaftlich verbandelt. Also entweder hatte man hintereinander denselben Partner/Partnerin oder war mit Schwester, Bruder udgl. mal zusammen. Aber das war damals in dem Unternehmen öfters der Fall. Auch sonst begegnet man sich, wenn man mal zu dem Kern dazugehört hat, immer wieder über Jahre.

 

Okay also mit Thomas war es schon mal so, dass ich über den Tisch gewinkt habe und ihn damit begrüßte. Er hat das mit AHA scheinbar als okay abgetan. Hubert der später kam, wollte mir Küßchen geben, was ich lächelnd abgelehnt habe. Ich weiß ich kam damit ziemlich brutal rüber, aber ich halte mich an gewisse Distanzregeln.

 

Hubert war mir nicht böse, wir hatten natürlich auch Corona und den Umgang damit als Gesprächsthema und er meinte er sieht da 2 Lager, die die es ernst nehmen und die Anderen. Ja so ist das wohl.

 

Schon am Weg ins Lokal - wir haben uns für die Öffentlichen entschieden, haben wir sehr deutlich gesehen, dass Diejenigen denen es mittlerweile vollkommen egal ist, ob Maske und Abstand etc. scheinbar Überhand nehmen. Wir fuhren in einem UBahnzug, konnten nicht mehr alleine am 4er Sitz bleiben und in der letzten Station stiegen mehrere Jugendliche ein, die teilweise keine Masken trugen. NIEMAND hat etwas gesagt, ich auch nicht, weil ich mich nicht mit mehreren Jugendlichen anlegen möchte. Aber wir sind aufgestanden zum Ausgang und haben ein paar Meter zwischen uns und die Nicht-Masken-Träger gebracht.

 

Auf der Kärntner Straße selbst ein ähnliches Bild, sich zur Begrüßung abbusselnde Menschen, Gruppierungen usw. Mein Eindruck war und ist tatsächlich, die meisten glauben es ist vorbei.

 

Dann eben die Unterhaltung im Lokal - wir haben unsere Eindrücke der letzten Monate geteilt und ich muss sagen, die Ehrlichkeit wie man  mit den Beschränkungen umgeht war erfrischend. Ich werde die Empfindungen der Anderen nicht weitergeben, aber ich habe in den Gesprächen gemerkt - in vielen Bereichen haben die Anwesenden ähnliche Überlegungen und Empfindungen und auch Ängste erlebt, wie ich. Es war gut zu hören, dass auch Andere - im Leben stehende Menschen, sich ihren Alltag komplett neu strukturieren mussten um nicht in völliger Gleichgültigkeit abzudriften.  Das wir viel Arbeit (wir 4 sind in der glücklichen Lage Arbeit zu haben) teilweise als Kompensation für die fehlenden Dinge genommen haben.

 

Der Konsum an Waren stand da garnicht mal im Vordergrund, eher die Möglichkeiten etwas zu tun, der Verlust Freunde, Bekannte treffen zu dürfen.

Covid19 hat uns verändert - meiner subjektiven Wahrnehmung nach, Hans und Thomas am Wenigsten.  Einerseits ist Thomas mEn in seiner Partnerschaft sehr geerdet aber auch sonst, ist er ein Typ der es im Leben und im Job auf das Wesentliche runterbricht. Hans ist für mich da schon immer ein Phänomen - er ist ein kommunikativer freundlicher Mensch, hat aber überhaupt kein Problem sich monatelang nur mit sich selbst zu beschäftigen. Angefangen damit, dass er sich in der Zeit zig handwerkliche Fähigkeiten via YouTube udgl. angeeignet hat, wir regelmäßig The Big Brain Theory von Werner Gruber über Wochen jeden Freitag gesehen haben, er in der Freizeit seinen Honig tatsächlich zu Honig verarbeitet hatte uvm.

 

Hubert hatte aufgrund seines Geschäftssinnes zu Corona-Beginn sehr viele Aufträge die sich auch wegen Corona tlw. ergeben haben. Also hat er wochenlang einfach nur gearbeitet und wenig vom rundherum gesehen. So ist es wenn Wohnung und Büro nebeneinander liegen. Aber er hat auch zugegeben, nach einigen Wochen fehlte auch ihm der Kontakt zu seinen Mitmenschen.

 

Und ich - ich konnte ja vor allem in den ersten Wochen mich gut hinter den Bergen an Arbeit verstecken. Home Office an und für sich, stört mich wenig, ich wusste jedoch aufgrund meines Studiums auch, wenn ich meine Tage nicht gut strukturiere, rutsche ich in ein im Pyjamableibenden dauerarbeitenden niemals rausgehendenden Corona-BO ab.

 

Das habe ich gestern auch sehr direkt ausgesprochen - zum 2ten Mal diese Woche und es hat mich befreit. Weil ich den Turn geschafft habe. Dabei haben mir über die Wochen einige Menschen Mut gemacht, auch dafür bin ich sehr dankbar.

 

Was mir aber sehr deutlich bewusst wurde diese Woche ist, dass mir bis auf einige wenige Personen, der Rest der Menschheit einfach nicht abgeht. Ich weiß noch nicht wie ich das verarbeite,  bearbeite, aber es scheint mir als wäre mit dieser Aussage ein Knoten am Auflösen an dem ich schon so lange herumfummle.

 

Gestern abend nach den tlw. auch sehr intimen Gesprächen hätte ich am liebsten Alle umarmt. Das war tatsächlich so ein Moment an dem es fast weh tat, körperlich Abstand zu halten.

 

Und für Alle die gerne wissen würden ob wir die Steaks im Mama und der Bulle empfehlen würden - ja würden wir, ich habe ein Rib Eye Steak rare bekommen, das wirklich rare war und sehr gut geschmeckt hat, dazu Pommes aus Süßkartoffel und einen Blattsalat.  Uns Allen hat es sehr gut geschmeckt - das Lokal ist modern-urig, sehr freundliches Personal. Einzig die Akkustik ist zumindest für mich unangenehm, weil es sehr hallt und es damit schwerer wird sein Gegenüber zu verstehen. Mein Sodazitrone wurde in Halbliterglasmilchflasche mit Strohhalm serviert, das Bier in Tonkrügen und auch dem Wunsch von Hubert, frischgepresste Zitrone zu einer Flasche Mineral wurde anstandslos entsprochen.

 

 

 

 

 

 

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