Ich und Sport oder so

Meine Sportbegeisterung hat spät in der Schule begonnen - eigentlich erst in den letzten 2-3 Schuljahren. Da habe ich Volleyball für mich entdeckt. Aus mir unerfindlichen Gründen hatte ich für den Ball einfach ein Gespür und war auch ziemlich treffsicher.

 

Außerdem behaupte ich mal, wenn man das Zusammenspiel der gegnerischen Mannschaft mal raus hat, kann man deren Taktik lesen - ja und das ist mir damals scheinbar sehr leicht gefallen :)

 

Wie man an dem Foto oben unschwer erkennen kann, ist das nicht Volleyball sondern Bowling

und ja das am Bild bin ich und nochmals ja ich habe WIRKLICH mit so einer bunten rosagetupften Hose gespielt :) Ich war früher generell viel bunter und "besonders" gekleidet.

Auf diesem Bild haben wir als Damenbowlingmannschaft unsere erste gemeinsame Medaille bei der Jahresabschlußveranstaltung entgegen genommen. Ich konnte mich garnicht erinnern, dass ich mal ein rotes Kleid besessen habe :)

 

Bowling hat viele Jahre lang fast mein komplettes Privatleben bestimmt - ich habe 2-3x pro Woche trainiert und habe fast jedes Wochenende Meisterschaft oder Turniere etc. gespielt.  Mitglieder aus den Vereinen in denen ich gespielt habe, sind gemeinsam auf Urlaub gefahren, waren befreundet etc.

Es gab auch kaum Partnerschaften in denen einer überhaupt nichts mit dem Sport zu tun hatte. Bei einigen männlichen Kollegen kam es schon vor, das waren aber auch Diejenigen, die sich nicht stundenlang über Material, Bahnenbeschaffenheit, Ölung, neues Kugelmaterial, Rutschverhalten der Schuhe usw. unterhalten haben.

 

Nach mehr als 10 Jahren Bowling hatte ich aus heiteren Himmel Panikattacken auf der Bowlingbahn - während des Spielens aufgerissen. Gut ich glaube schon, dass ich heute 20 Jahre später zirka weiß woher das kam, aber damals war es von einer Sekunde auf die Andere.

 

Ich habe anfangs geglaubt - okay überarbeitet und zu viel um die Ohren, auch zuviele Veränderungen im Privaten auf einen Schlag, aber es wurde einfach nicht besser. Ich war der ruhigste Mensch aber kaum auf der Bahn hatte ich Herzrasen, meine Knie sind mir weggeknickt, ich habe begonnen zu zittern und war der festen Überzeugung .... so jetzt sterbe ich.

Ich bin extrem hart zu mir selbst, weswegen ich das alles weggesteckt hätte, aber ich war auch der festen Überzeugung ich bekomme beim Anlauf meine Finger nicht mehr rechtzeitig aus der Kugel und bleibe stecken. Ich würde mit vollem Schwung samt der Kugel auf die Bretter krachen!! Somit war ich nicht in der Lage die Kugel auszulassen bzw. meinen  5 Schritt Anlauf durchzuführen.

 

Ich habe diesen Anlauf zig Tausende Male gemacht und auf einmal konnte ich ihn nicht mehr. Ich bin, weil ich ja meine Mannschaft nicht hängenlassen konnte, wie eine Anfängerin zur Bahnlinie gegangen und habe den Ball mit beiden Händen über die Linie geschupft und gehofft damit ein paar Pins für die Mannschaft zu ergattern.

 

Es war eine extrem schreckliche Zeit für mich - ich habe damit einen großen Teil meines Privatlebens verloren - unwiederbringlich bis heute. Ich war seitdem ein einziges Mal in und auf einer Bowlingbahn. Es war mir auch nach 10 Jahren nicht möglich, halbwegs normal eine Ballabgabe durchzuführen.

 

Kurz und gut - ich habe es noch rund 2 Jahre versucht, wieder normal spielen zu können, musste mir jedoch nach etlichen Spielen in der Reserve eingestehen, das wird nichts mehr. Also habe ich komplett aufgehört. Ich wollte auch nicht mehr den Anderen zusehen - zu tief war der Schmerz.

 

Dann habe ich ein paar Jahre nach einem neuen Sport gesucht, ich habe Badminton 1 Jahr ausprobiert, da ist es aber an den Partnern gescheitert - leider geht das nicht alleine. Dann hat mich eine Bekannte zu einem NW-Kurs mitgenommen. Das fand ich ziemlich spannend und wichtig. Ich sehe mir noch heute die Leute an, wie sie ihre Stecken hinterher schleifen oder im Passgang unterwegs sind.

 

NW ernsthaft betrieben ist mMn eine ernstzunehmende Bewegung - nein ich sage sogar ein ernstzunehmender Sport. Ich erinnere mich wie ich zu Beginn Muskelkater in den Armen aber auch in den Oberschenkeln hatte. Außerdem kann man da durchaus auch ganz schön flott unterwegs sein.

 

Aber auch beim NW - meine damalige Begleitung wollte immer seltener mit mir gehen, dann hat sie entweder Stopp gemacht um sich die Nase zu putzen oder um ein Telefonat entgegen zu nehmen usw. Ich weiß das klingt von mir sehr rücksichtslos, aber es macht halt keinen Spaß wenn ich mich bewegen will und die Andere eben nur so zum tratschen auch die Stöcke dabei hat.

Alleine hat mir NW kaum Spaß gemacht, kilometerfressend gehend war ich ja schon damals fast täglich unterwegs aber ich wollte nicht alleine mit den Stöcken walken.

 

Und irgendwann 2008 glaube ich (kann auch 2009 gewesen sein) habe ich von den Frauenlauftreffs gehört und das man dort auch als Anfängerin hingehen kann, angeblich wird einem dort das Laufen beigebracht.

 

Ich also meinen ganzen Mut zusammengepackt und an einem Dienstag gegen 18 Uhr 30 den Frauenlauftreff im Donaupark besucht. Bald wurde mir die richtige Trainerin gezeigt und es ging los. Ich kann mich noch sehr gut erinnern - es war die erste Woche von " In 12 Wochen 5km durchlaufen"

 

Also begonnen mit 90 sek laufen, 2min Pause oder so........ hört sich jetzt nicht nach extremer Belastung an und dennoch, nach 45min war ich fertig. Wir haben dann noch gemeinsam gedehnt, ich hab die Info bekommen was ich in der Woche alleine machen könnte um mich langsam zu verbessern usw.

 

Ich habe also auch alleine Geh-Läufe absolviert. Damals kannte ich jedes Steinderl rund um den Hirschstettner Badeteich auswendig. Und es wäre nicht ich gewesen, wenn ich selbstverständlich sehr bald die Pulsuhr, welche ich bereits bei NW verwendet hatte, gegen eine bessere - mit Puls und GPS usw. eingetauscht hätte. Somit weiß ich ganz genau, wenn man den Hirschstettner Badeteich, außen am Gehweg umrundet, sind es exakt 2,2km :)

 

Natürlich hatte ich beim Frauenlauf in diesem Jahr 2008 mitgemacht, wie die 9 Folgejahre auch. Ich habe mich bis auf das 9te Jahre kontinuierlich gesteigert - trotzdem ich nach wie vor Raucherin war.

 

Dann habe ich mich für das berufsbegleitende Studium entschlossen und habe einfach neben Job, FH und Masterthesis  keine Zeit mehr gefunden auch noch regelmässig laufen zu gehen. Darauf folgte zwar ein positiver Studienabschluss aber auch eine längere Leidensodyssee die mich wohl latent immer begleiten wird.

 

2017 war ich nach dem Studium wegen meines Rückens bereits auf Kur, 2018 war gesundheitlich betrachtet eine einziges Höllenjahr - ISG-Gelenk, angeschlagene Lunge, Dauerhusten, Blutdruckentgleisung, Belastungssyndrom, Fersensporn...... blablaba

 

Einziger anhaltender Vorteil bis heute - ich habe im März 2018 aufgehört zu rauchen und halte das bis heute :)

 

Im September 2018 habe ich mich auch dazu entschlossen, dauerhaft meinen Rücken zu trainieren, da ich von meiner Physiotherapeutin Olga endlich auch eine Diagnose für meine Probleme bekommen habe. Olga hat mir nämlich gesagt, ich hätte ein Hypermobilitätssyndrom - also ich wäre weitaus beweglicher als es sein sollte. Und damit ging ich dann zur Orthopädin und habe gefragt was sie davon hält - und sie meinte, ja das wäre durchaus möglich, sie schließt sich der Einschätzung der Physio an, weil die Physiotherapeuten da lt. Orthopädin mehr am Menschen dran sind, als die Orthopäden selbst.

 

falls es interessiert:

Hypermobilitätssyndrom

Beim Hyperbeweglichkeitssyndrom (auch: Überbeweglichkeitssyndrom) handelt es sich um eine rheumatische Erkrankung, die mit angeborenen Störungen im Bindegewebe einhergeht. Das Hypermobilitätssyndrom (HMS) führt zu einer ungewöhnlich starken Beweglichkeit der Gelenke, wobei sowohl einzelne Gelenke als auch der gesamte Gelenkapparat des Körpers nebst der Wirbelsäule betroffen sein können. Ebenfalls betroffen sein können Sehnen, Muskeln und Weichteile. Diese Überbeweglichkeit führt oftmals zu einer mangelnden Stabilität der Gelenke sowie zu Schmerzen am Bewegungsapparat, die mit zunehmendem Alter stärker werden können. Frauen sind statistisch drei- bis fünfmal öfter betroffen als Männer.

Quelle: sapura.de

 

Und seit 2019 mit Unterbrechungen wegen zb. wieder Fersensporn usw. habe ich mir das Laufen wieder zurück erarbeitet. Ich war davor schon keine sehr schnelle Läuferin, aber jetzt bin ich eine Rennschnecke. Das ist mir aber vollkommen egal, ich bin einfach nur glücklich und dankbar überhaupt wieder laufen zu können.

 

Meine Aufzeichnungen über meine Laufeinheiten haben irgendwann 2014 begonnen - ich habe sie bis heute :) Sogar als CSV runtergeladen, weil ich in solchen Dingen einfach ein Monk bin.

Und ich bin stolz verkünden zu können, dass ich trotz vieler Unterbrechungen es bis heute doch auf

 

4015 laufende Kilometer gebracht habe :)

 

Für die richtigen Läuferinnen ist das wohl nichts - für mich, die in der Schule schon dieses blöde 100m sprinten gehaßt hat, ist es die Welt

 

 

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