Mentale Gesundheit

Mentale Gesundheit und ich nehme ein Vorschaubild auf dem ich zungezeigend abgebildet bin? Wie geht das zusammen?

Hier ist schon der erste Schritt in meine ganz eigene Welt - das Bild ist etwas über 18 Jahre alt und wurde auf einer Feier aufgenommen, auf der ich die erste von einigen wirklich schlechten Entscheidungen hintereinander getroffen habe.

 

Nicht, dass ich bereits davor immer das Richtige getan hätte, aber im Dezember 2002 hab ich den ersten von vielen falschen Schritten gesetzt und meine mentale Gesundheit dadurch lange Zeit sehr beansprucht. Von meinen Eltern habe ich und auch meine Schwestern, eine leichte psychische Vorbelastung mitbekommen, vom Vater auch die Gefahr diversen Süchten nachzugeben. Dies alles war bereits vorhanden, aber durch die wechselnden gutgesonnenen Menschen an meiner Seite, nicht so einschneidend und noch gut unter Kontrolle zu halten.

 

Aber was bedeutet für mich mentales Wohlbefinden?

 

hier ein Auszug aus Wikipedia mit den wichtigsten Punkten:

 Mentale Gesundheit  ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.

Psychische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und sozialer Teilhabe

 

Also Leistungsfähigkeit hat bei mir am längsten gehalten - soziale Teilhabe und Lebensqualität waren für einen sehr langen Zeitraum einfach nur in eingeschränkter Form möglich.

Ein Sprung nach 2005 - also 3 Jahre nach dem entscheidenden Ereignis.

Warum habe ich dieses Bild ausgewählt ? Weil es mich bei meiner größten Leidenschaft - ich mit einem Elefanten zeigt, und wie man sieht kaum noch lächelnd. Ja es hatte geregnet und man könnte meinen, das wäre der Grund meines Gesichtsausdrucks, aber in Wahrheit war es so, dass ich eigentlich nur mehr gelacht hatte, wenn ich musste, wenn es von mir erwartet oder gefordert wurde.

 

Was hat mich soweit gebracht?

Ein sehr einschneidendes Ereignis war für mich, dass ich mit dem plötzlichen Tod meines Vaters, nicht nur ihn sondern auch meine Schwestern und meine Großmutter "verloren" hatte. Meine Schwesten standen damals, obwohl schon 30 Jahre alt, sehr unter dem Einfluß der Oma. Hat sie doch Eine der Beiden, nach deren monatelangen Aufenthalt in der psychatrischen Abteilung im Jahre 1989/90 bei sich aufgenommen. Meine Schwestern (eineiige Zwillinge) hatten immer ein sehr enges Verhältnis zueinander und so wuchsen Großmutter und die 2 stärker zusammen.

 

Ich war durchaus auch oft zu Besuch, war es doch ich, die Sonja in die ärztliche Obhut gebracht hatte. Habe doch ich mich die ersten Monate alleine um Sonja in der Klinik und Sylvia arbeitslos daheim gekümmert. War es ebenfalls ich - die den zerstrittenen Vater zu Sonja ins Spital gebracht und eine Versöhnung erfolgreich angestossen hatte. Ebenfalls ich habe die Großmutter über Sonjas Gesundheitszustand in Kenntnis gesetzt und es geschafft, dass Oma Sonja im Spital besuchte und sich wieder vermehrt um ihre Enkel kümmerte.

 

Irgendwann in dieser Zeit wurde aus dem wir 4 - die 3 und ich. Ich hatte damals gerade meine erste Scheidung - ebenfalls keine tolle Zeit, aber Papa hat gesagt "sowas kommt vor" und es wird auch wieder besser. Ich habe mir neue Hobbies gesucht, bin damit aufs Bowling gekommen und habe dadurch meinen 2ten Ehemann kennengelernt. Er wurde von Großmutter und den Schwestern auch gut aufgenommen, Papa mochte ihn auch. Er und ich haben uns rasch nach unserer Heirat für berufliche Weiterbildungen entschlossen und viel unserer Freizeit dafür investiert. Vielleicht war das mit ein Grund warum meine Schwestern und die Gro´ßmutter sich von mir entfernt hatten.

 

Nun ja mit 54 Jahren - 1998 - verstarb mein Vater plötzlich und unerwartet. Ich wurde von meiner Stiefmutter noch ins Spital gerufen. Als ich dort ankam wurde uns aber nur mehr mitgeteilt, dass Papa gerade eben verstorben sei. Meiner Stiefmutter wurde sein Schmuck den er trug ausgehändigt, den sie wortlos an mich weitergab. Es war 0 Uhr 50 an einem Donnerstag. Mir wurde auch die Aufgabe übertragen, meine Großmutter und meine Schwestern über Papas Tod in Kenntnis zu setzen. Das habe ich auch gemacht aber erst um 7 Uhr morgens, weil ich mir dachte sie könnten nichts daran ändern, also sollen sie die Nacht noch in Frieden schlafen.

 

Auch das wurde mir vorgehalten - warum ich nicht sofort angerufen habe, ob ich es am Telefon lustig finde solche Lügen zu verbreiten usw.. Beim Leichenschmaus nach dem Begräbnis wurde ich nicht mal von Großmutter und den Schwestern richtig begrüßt.

 

Während all dieser Zeit hatte ich immer ein paar Wegbegleiter*innen die mich aufgefangen hatten, auch mein zweiter Mann, von dem ich mich knapp ein Jahr nach Papas Tod räumlich und später dann auch am Papier getrennt hatte, war trotzdem immer für mich da. Er kannte die Familie und er hat mir trotzdem er bereits in einer anderen Beziehung war, immer freundschaftlichen Halt gegeben. Und auch mein damaliger Partner Hans  hat mich immer wieder aufgefangen, war immer positiv, hat immer darauf geachtet, dass es mir auch gut geht.

 

Leider war mir das damals nicht bewusst  wieviel Glück ich mit meinen Partnern hatte. Ich dachte doch wirklich, es gehöre zu einer vollkommen normalen Beziehung dazu, dass man dem Partner vertraut, sich auch anvertraut. Dass ein Partner niemals als Konkurrent gesehen wird, immer als Schulterschluß.

 

Ja weit gefehlt und hart gelernt!! Im Frühjahr 2003 ging ich eine Beziehung ein die mir in den folgenden 10 Jahren alles abverlangt hat!

Angefangen dass ich von den wenigen guten Bekannten und Freunden unauffällig abgesondert wurde, was mir wirklich nicht rasch genug aufgefallen ist. Hatte ich doch immer Jobs in denen ich 120% Einsatz gab, was auch bedeutete dass meine Freizeit immer knapper bemessen war als die der Anderen. Mich hat das nicht gestört, aber ich habe dadurch nicht bemerkt wie sehr sich die wenigen Freund*innen zurückziehen. Es hat ja auch keiner direkt angesprochen, dass sie sich nicht mit mir treffen möchten wenn er auch anwesend ist. Dann waren da noch die Locations die ihm nicht zupaß waren, dann hat er immer etwas bei den Freunden zu bekritteln gefunden und ich hatte da einen speziellen Freund, der war halt nicht ganz einfach - den hat man sich als Beispiel herausgesucht.

 

Meine Stiefmutter habe ich dann auch nicht mehr besucht, weil er immer die Augen verdreht hatte wenn ich an einem Sonntag für 2-3 Stunden nicht daheim war.

 

2005 dann ein weiterer Schlag - ich war in einem Unternehmen 10 Jahre beschäftigt, in welchem die Kolleg*innen wie gute Freunde waren. Ich habe mich wie in einer Familie gefühlt und wohlgefühlt. War auch mein nunmehr Ex-Partner Hans dort beschäftigt, ich war zwar nicht mehr mit ihm zusammen (was ich damals bereits bereute) aber er war in der Nähe und ich konnte ihn wenigstens sehen. Er war zwar nicht mehr gut auf mich zu sprechen, aber er war da! 2004 im Dezember wurde aufgrund diverser unschöner Dinge beschlossen, das Unternehmen aufzulösen. Mit März 2005 war es dann soweit. Einer meiner letzten Ankerpunkte war weggebrochen.

 

Gleichzeitig hatte ich auch realisiert, dass meine Freunde wegwaren und ich ohne Job und mit einem gemeinsamen sehr hohen Kredit für ein Haus, für das ich wohl alleine aufkommen müsste, weil seine Finanzen waren dramatisch im Minus. Trotz Finanzspritze seiner Eltern hatte er chronisch kein Geld. Nicht einmal waren wir essen und erst im Lokal beim Zahlen meinte er ganz locker-flockig " sorry Geldbörse vergessen" Dieses Spiel war sehr oft der Fall, bis ich mich geweigert habe irgendwohin zu gehen wo man etwas bezahlen muss!!!

 

Zum Glück habe ich rasch beruflich wieder Anschluß gefunden, aber auch hier - Kontrolle von seiner Seite aus - Pflichtanruf in der Mittagspause, Pflichtanruf sobald ich das Büro verlassen hatte, Feierabenddrink mit Kolleg*innen wurde mit einem Bombardement an SMSen und mehrwöchigen Nichtanredens bestraft.

 

Lichtblick in dieser Zeit - die Eltern dieses Mannes (mittlerweile nenne ich ihn Harlekin, aber das ist eine andere Geschichte). Sein Vater war eine Seele und er hatte mich echt gerne, seine Mama, am liebsten hätte ich heute noch mehr Kontakt aber das erinnert mich dann doch zu sehr an Harlekin.  Leider ist der Vater im Frühjahr 2006 nach kurzer Krankheit verstorben, seine Mutter wurde ihm-Harlekin  niemals Herr. Er kümmert sich zwar um sie, aber sie muss dann schon tun was er verlangt oder für richtig hält sonst wird auch sie mit Besuchsverbot bestraft.

 

Gut also im Jahr 2006 war ich also ohne Freunde aus dem Job, ohne Freunde generell und Bekannte waren nur mehr die da die ihm genehm oder aus seinem Dunstkreis waren. Dass er behauptete die akzeptieren mich nur, weil ich mit ihm zusammen bin, habe ich damals schon geglaubt.

Gefangen in einer finanziellen Hölle ohne Freunde und Familie.

 

Harlekins Mutter und ich haben in 10 Jahren ungefähr 400.000 EUR dafür aufgebracht, um seine Firmen- und Privatschulden zu begleichen. Ich habe ihm geholfen von 2003-2006 von 175.000 EUR auf rund 70.000 EUR Schulden runterzukommen, nur mit harter Kontrolle der Ausgaben und den Versuchen des Mahnens seiner Kunden. Beides war extrem schwierig, wurde mir doch vorgeworfen, ich würde ihm nichts gönnen und seine Kundschaft schlecht behandeln!!!

 

2006 hat seine Mutter den Rest von rund 70.000 EUR Schulden übernommen und beglichen. Sowohl die Mutter als auch ich waren guter Dinge, dass wir nun nur mehr brav den Hauskredit begleichen müssten und sodann ein gutes Leben führen könnten. Die Begleichung mit den vereinbarten Raten, weil in der Zwischenzeit waren auch meine Ersparnisse aufgebraucht und seine Mutter wollte schon auch etwas für ihre Zeit in der Pension als Rückhalt haben.

 

Tja Rechnung ohne den Wirt oder so ähnlich - bis 2012 hat es der feine Herr geschafft wieder ein beachtliches Minus auf seinen Konten anzuhäufen, das wurde so schlimm, dass wir 2012 vor der Zwangsversteigerung des Hauses standen. Ich konnte nur mit Bitten an die Mutter und Verkauf vom letzten Schmuck den ich besaß das Unheil abwenden. Es waren immerhin mit Rechtsanwalts-, Gerichts- und Exekutionskosten, weil der Herr braucht ja keine RSa-Briefe öffnen und die an mich adressierten hat er unterschlagen, also es waren wieder EUR 45.000,- die offen waren. Tja und damit begann auch, dass ICH ALLES bezahlen musste, Hauskredit, laufende Kosten, Einkäufe usw.......... weil er nicht mal mehr eine Bankomatkarte hatte und das VISA-Konto so heillos überzogen, dass er die Gebühren von EUR 6,- pro 100,- EUR Abhebung damals vom Visa-Konto, auch nicht mehr bezahlen konnte.

 

Mein Leben damals war von Angst und Sorgen geprägt, mich als Frau, als Mensch zu spüren hatte ich bereits ein paar Jahre davor aufgegeben. Aber ewige Sorgen und immer arbeiten hält auch am Leben habe ich festgestellt. Ich habe funktioniert - im Job, im Haushalt, im Garten, bei der kompletten Sekretariats- und Buchhaltungsarbeit für seine Firma. Weil Harlekin war ja der Meinung, neben meinem Vollzeitjob, der bereits alleinigen Arbeit im 500m² Garten, dem Kochen usw., könnte er seinen Steuerberater nur mehr für die Bilanzen nehmen und ich mache die komplette Buchhaltung inkl. Administration allein.

2013 dann - nach einem gemeinsame Urlaub (er hat ausgesucht, ich durfte zahlen)  der eigentlich ruhig und friedlich aber sehr Harlekinbestimmt abgelaufen ist, wurde mir am Weg vom Flughafen in der Schnellbahn eröffnet, dass man sich von einer so faden, traurigen, uninteressierten, einfältigen und vollkommen spaßbefreiten Person wie mir trennen müsste.

 

Ich solle doch schnell noch das Vorzimmer ausmalen, die Stockflecken im Wohnzimmer auf 4 Meter Höhe entfernen und einen Maklertermin arrangieren - weil er hätte keine Zeit mehr, er würde jetzt einen Kuraufenthaltstermin wahrnehmen und danach hätte er schon seine neue Wohnung zu beziehen!!!!

 

Aufgrund der Zermürbung der Jahre davor, meiner extreme Existenzangst und mittlerweile komplett fehlendem Selbstvertrauen, habe ich kurzfristig über Suizid nachgedacht, aber als Harlekins Mutter meinte, es ist ihr Sohn sie werde immer zu ihm stehen, aber sie würde auch mich unterstützen, hat mir das geholfen. Ich habe dann noch meinen Mut zusammen genommen und 2 wichtige Menschen um Hilfe gebeten. Bei Nr.1 war ich skeptisch, wurde mir doch von Harlekin erklärt diese Person würde nur mehr mit mir reden weil ich mit ihm-Harlekin zusammen bin - ich kann sagen NEIN NEIN NEIN, ich wurde sofort vollkommen als Freundin angenommen eher im Gegenteil Nr.1 hat mir erklärt " ICH wäre ja seine Freundin und er würde mir sofort helfen" und Nr.2 - nun ja das war mein damaliger Partner, mit dem ich noch bis zur Firmenschließung 2005 gearbeitet habe. Ich habe um Freundschaft und Vergebung gebeten und habe unsagbar viel Liebe bekommen und eine Person an meiner Seite, bei der ich wieder gelernt habe 1000% zu Vertrauen.

Diese, meine Geschichte soll nicht bedeuten, dass eine einzelne Person an meiner mentalen Befindlichkeit Schuld ist - nein, diese Person war nur einige Jahre daran beteiligt, dass es mir nicht gut ging. Und obwohl ich ein starker Mensch bin, vieles im Leben alleine bewältigt hatte, schon einige unschöne schwierige Zeiten hinter mir hatte, war es trotzdem möglich durch Absonderung und Manipulation mich in diese Lage zu bringen.

 

Aber ich habe dadurch auch gelernt, dass es immer von großer Wichtigkeit ist, sich seine Wegbegleiter*innen genau anzusehen und versuchen sofern möglich, den Kontakt zur Familie aufrecht zu halten. Familie und Freunde sind die Menschen, die als Letzte gehen wenn es hart wird.

 

Ich habe aus dieser Zeit trotz all der Schwierigkeiten, Demütigungen, aus den dunklen Jahre so viel mitgenommen für die Zukunft. Ich achte heute vermehrt darauf, welche Signale aus meinem weiblichen Umfeld gesendet werden und frage ggf. nach ob ich irgendwie helfen kann.

 

Heute habe ich vergleichsweise ein nur mehr kleines psychisches Problem - mir fällt die Trennlinie zwischen Beruf und Privat sehr schwer. Ich mag meinen Job und ich arbeite sehr gerne, aber ich habe während CoVid19 noch stärker gemerkt wie sehr ich darunter leide, wenn ich den Sinn am Tun verliere, wenn ich Zusammenhänge nicht verstehe und wenn Entscheidungen getroffen werden, die ich nicht nachvollziehen kann. 

Und ich habe ein Problem mit Mitmenschen die meinen sie könnten alles auf ihr Umfeld überwälzen. Mein Abgrenzungspotenzial ist leider angeschlagen, aber ich steuere dagegen.

 

Geblieben sind mir ua aus der dunklen Zeit meine körperlichen Beschwerden -okay ja ich bin nun auch schon 55 Jahre alt, aber über Jahre immer schwer schleppen, alles alleine machen, immer unter Druck sein, privat wie beruflich, hat schon deutliche Spuren hinterlassen.

 

Um damit gut umzugehen, zu akzeptieren und zufrieden und ausgeglichen zu sein, hilft mir der Mann in meinem Leben, den ich voraussichtlich niemals in dieser Intensität schätzen und lieben hätte können, hätte ich nicht erfahren wie böse die Welt sein kann.

 

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