Es wird ! Es wird!

Gestern habe ich im Garten schnell ein paar Fotos von blühenden farbenprächtigen Blumen gemacht. Diese für sich alleine betrachtet ergeben für mich ein schönes, sauberes, fertiges Ganzes. Ohne Baustellen oder Ziegeln oder Schmutz.

 

Und es zeigt die Veränderungen in mir - weg vom

"das muss noch gemacht werden"

"ja es blüht aber wir müssen noch ....."

"ja das habe ich schon geschafft, aber dahinten wartet noch ein Berg Arbeit"

" okay mein Lachen gefällt aber ist es nicht zu laut"

 

hin zum "es wird!"

 

Dieses es wird kommt ja nicht von ungefähr. Erstmalig ist es mir bei Hans aufgefallen, als wir mit dem Projekt begonnen haben. Also vor 2,5 Jahren !!

Ich habe die 160m² große Scheune voll mit Gerümpel und Holz gesehen, habe nach einem ganzen Tag Arbeit festgestellt, nicht mal 10% davon geschafft und Hans hat zufrieden gelächelt und gesagt " es wird".

 

Ähnlich bei der Anlage diverser Wege mit unserem ureigenen Vorrat an Ziegeln. Ich habe den halbfertigen Weg und das Unkraut überall gesehen, Hans war der Meinung wir haben viel geschafft und hat nur geantwortet mit  " es wird".

Dann kam Corona. Ich bin davon mitgerissen worden, bin mit Hans gemeinsam sehr gut damit umgegangen. Die viele zusätzliche berufliche Arbeit im Frühjahr und Sommer 2020 haben mich vollkommen davon abgelenkt und im Sommer fühlte es sich ja fast wieder wie ohne Corona an.

 

Wir haben im Haus weitergemacht, Hans hat sich mit seiner noch immer andauernden Kurzarbeit sehr gut arrangiert und sieht es eher positiv, bleibt mehr Zeit für die Arbeiten am Projekt.

 

Ich, habe mich wegen des Arbeitsaufwandes für einige Monate wieder zu einer Vollzeitanstellung durchgerungen, wohlweislich aber mit Ablaufdatum. Ich will dauerhaft nicht mehr Vollzeit arbeiten, ich habe heuer im Juli 40 Berufsjahre. Diese habe ich bis auf eine einzige Ausnahme für 4 Jahre immer in Jobs verbracht, die weniger als 100% nicht zuliessen. Dies und die vorangegangene 10jährige Beziehung bis 2013, die mir neben dem Job den letzten Rest ausgesaugt hat, haben mir deutlich gezeigt - ich bringe langfristig die besten Ergebnisse wenn meine Regenerationsphasen ausgedehnter sind.

 

Seit dem Herbst 2020 war bei mir die Luft raus. Dauerstress im Job, langjährige Kollegin die gekündigt hat, eine wirklich fehlerbehaftete mühsame EDV-Umstellung mit Externen die ich danach hoffentlich niemals mehr wieder kontaktieren muss, eine angespannte Situation am Wirtschaftsmarkt, die auch meinen Arbeitgeber massiv trifft usw.

 

Und die Suche nach einer neuen Kollegin während wir zu 2 im Team versuchten, auch deren Arbeit noch mitzumachen. Dabei habe ich mich mehrmals gefragt ob ich gerade träume. Da waren Bewerbungsschreiben die strotzten nur so vor Fehlern, Gehaltsvorstellungen die mich staunen liessen mit weniger Ausbildung als ich sie habe, Personen die Fotos mitschicken, die sie vor 20 Jahren zeigen uvm. Hauptärgernis aber war, dass wir ein sehr gut beschriebenes Jobangebot inseriert hatten, darauf sich aber zu 70% Personen beworben haben, die teilweise noch nicht einmal im Büro gearbeitet hatten, Deutschkenntnisse kaum vorhanden usw. Anyway, jedenfalls war diese Zeit sehr fordernd.

 

Erst Weihnachten habe ich bemerkt wie schlecht es mir geht. Ich habe mich zurückgezogen, habe kaum über meine Gedanken gesprochen, habe versucht es wegzudrücken, aber es blieb.

 

Einige Wochen habe ich mit mir gekämpft, habe die nächtlichen Geister für mich behalten, habe mit langen Spaziergängen versucht wieder den Kick zu bekommen. Zeitweilig ging nicht mal mehr das.

 

Da habe ich begonnen Hans wieder genauer zuzuhören.

 

Es wird!!

 

Ich habe darüber nachgedacht - und mich anfangs dazu gezwungen, wieder mitzufahren zum Projekt und nicht die 100tse Stunde für den Job verpuffen lassen, in welchem ich zunehmend das Gefühl habe, egal was ich leiste es wird nicht wertgeschätzt.

 

Und ich bin noch Anfang März 2021 über etwas fast gefallen :)

 

 

Das 6-Minuten Tagebuch

Zuerst habe ich es belächelt, eigentlich ist es mir nur aufgefallen weil der Einband so schön ist. Das ist in der Tat so, mir ist wichtig wie ein Buch sich anfühlt.

 

Ich lese zwar auch vieles als E-Book aber ein Buch in der Hand ist ein Schatz.

Jedenfalls hat dieses Buch mich gefunden und ich habe es gekauft. Auch weil ich gemerkt hatte, dass ich meine Horror-SiFi-Krimi Bücher die ich ansonsten so liebe, abends nicht lesen kann. Meine Gedanken waren davor schon nicht so rosig aber mit Mord und Totschlag und Endzeitszenarien will ich mich aktuell nicht auseinander setzen.

 

Also mal die Anleitung und die Begründung für das Buch gelesen und damit begonnen, morgens und abends wenige Minuten zu nehmen und das positive des Tages festzuhalten. Die Momente die schön waren, die guten Taten, die Vorstellung vom nächsten Tag.

 

Was soll ich sagen - ich mache das seit mehreren Wochen und es tut mir gut. Meine Tage werden schöner, werden zufriedener, ich bin deutlich dankbarer geworden. Und meine nächtlichen Dämonen sind nicht weg, aber sie kommen nicht mehr so oft. Ja das Veränderungstempo könnte schneller sein, aber es macht nichts. Ich sehe und spüre die Veränderung in mir.

 

 

Meine seelische Ausrichtung hat sich verändert. Habe ich mich noch vor wenigen Wochen über jede Kränkung geärgert und darauf reagiert, überlege ich heute von Wem kommt sie und will ich dieser Person den Raum in meinem Leben geben?

 

Und ich habe meinen Lesestoff etwas erweitert, die Bücher müssen per se nicht nur positiv sein, aber sie müssen mir einen Mehrwert geben, den ich aktuell brauche.

 

 

Diese Veränderung zeigt sich also auch in meinen Fotos. Ich habe gestern im Garten den blühenden bunten Teil festgehalten. Ich habe danach aber auch etliche Leisten des Erdgewächshauses mit Lasur eingestrichen, habe Schöllkraut ausgerupft und leere Schneckenhäuser für mein nächstes Projekt gesucht und gesammelt.

 

Das geht aber - obwohl es deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm, als die Fotos machen, nebenher. Zumindest in meiner Erinnerung, weil wichtig sind die schönen Dinge die wir schon geschaffen haben. Die bunten, freundlichen, die die Seele berühren.

 

Und da passt es so gut wenn Hans am Abend dann, beim letzten Blick durch den Garten sagt

 

 

.............es wird, Mausinka, es wird!!!!

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